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„Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken, und umgekehrt die vorzüglichste Art der Gedankenbezeichnung ist die durch Sprache, dieses größte Mittel, sich und andere zu verstehen!“ (Immanuel Kant, 1724 – 1804, deutscher Philosoph)

Sprache und Kommunikation sind fundamentale menschliche Bedürfnisse, wer wollte das bezweifeln? Sie tragen wesentlich zu unserem Wohlgefühl bei. Was wäre der Mensch, wenn er sich nicht mit seinesgleichen mittels Sprache austauschen könnte? Aber diese für selbstverständlich genommene Tatsache gilt leider nicht für jeden! Wie sieht es beispielsweise aus, wenn Menschen aufgrund von schweren Behinderungen überhaupt nicht verbal kommunizieren können?

Im AWO Haus Spielberg haben 24 erwachsene Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung ein Zuhause gefunden. Weitere acht Personen mit Behinderungen besuchen eine Fördergruppe als Tagesgäste. Ein Teil der betreuten Menschen kann nicht sprechen und ist auf nonverbale Äußerungsmöglichkeiten angewiesen. Der Verein Kaleidoskop möchte sich deshalb auf dem Gebiet der alternativen Kommunikation für Bewohner/innen und Tagesgäste mit unzureichend lautsprachlichen Fähigkeiten engagieren.

Im Fokus steht dabei die sogenannte Unterstützte Kommunikation (UK). UK ist seit den 1970er Jahren ein bewährter Weg zu Selbstbestimmung und Gemeinschaft.  Sie hat das Ziel, in einer geeigneten Form ein gemeinsames Verständigungssystem, gemeinsam verstandene Zeichen, zu etablieren. Diese Zeichen können Laute, Wörter, Objekte, Bilder und Symbole, Berührungen, Bewegungen, Gebärden, Düfte, Geräusche, Klänge usw. sein. Entscheidend ist, dass die Zeichen für die Kommunikationspartner eine gemeinsame Bedeutung erlangen. Auf diese Weise kann Verständigung im Alltag ermöglicht, intensiviert und verbessert werden. UK arbeitet mit verschiedenen Hilfsmitteln. Es kommen Bildkarten und Tafeln zum Einsatz, aber auch komplexere Kommunikationshilfen wie sprechende Tasten und elektronische Geräte, die Eingaben in Laut- oder Schriftsprache verwandeln. Computer mit passenden Programmen  können ebenfalls verwendet werden. Auf diese Weise können sprachbehinderte Menschen

Collage der Unterstützenden Kommunikation im AWO Haus Spielberg

  • auf sich aufmerksam machen
  • Aktivitäten und Handlungen fordern
  • eigene Wünsche und Gefühle äußern
  • zwischen Angeboten wählen
  • Fragen stellen
  • und vor allem: dabei sein, mitmachen, mitbestimmen!

Kommunizieren, auf welche Weise dieses auch geschehen mag, bewirkt eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität, da es die Voraussetzung für jede Art  gesellschaftlicher Teilhabe ist.

Aber Unterstützte Kommunikation kostet Geld: Die Entwicklung der Ausdrucksfähigkeit bei geistig und körperlich behinderten Menschen ist in der Regel ein langfristiger Prozess, der verschiedenste Hilfsmittel, aber auch die Mitarbeit therapeutischer Fachkräfte erfordert, welche die Kommunikationsprozesse mit den Betroffenen einüben. Dies alles will bezahlt sein. Auf die weitere Sicht wollen wir – die Mitglieder des Vereins Kaleidoskop – sinnvolle Kommunikationshilfen für die Bewohner/innen und Tagesgäste im AWO Haus Spielberg finanzieren oder bezuschussen.

Ein erster Schritt in diese Richtung erfolgte durch den Erwerb von Basismaterial sowie die Anschaffung eines Tablets, ergänzt durch ausgewählte UK-Programme.  Die Finanzierung wurde uns durch die großzügige Spende der Firma Weber Ultrasonics AG Karlsbad ermöglicht. Dafür möchten wir uns – auch im Namen der Betroffenen – recht herzlich bedanken. Gern können Sie sich bei einem persönlichen Besuch im AWO Haus Spielberg einen Einblick in die Arbeit mit den angeschafften Kommunikationshilfen verschaffen.

„Behinderung ruft nicht nach Mitleid, Behinderte brauchen nicht Überbetreuung und schon gar nicht fürsorgliche Bevormundung. Was ihnen Not tut, ist partnerschaftliche Anerkennung als vollwertige Menschen, Motivation zur Selbständigkeit und Hilfe (nur) dort, wo es anders nicht geht.“ (Georg Giorgio Rimann, 1947 – 2004, Schweizer Journalist)

 Claudia Nürnberg, 1. Vorsitzende des Vereins Kaleidoskop, Karlsbad.