Am Montag, den 09.November 2020 konnte das AWO „Haus Spielberg“ die Landtagsabgeordnete Frau Christine Neumann-Martin (CDU) zu einem Austausch vor Ort begrüßen.

Das „Haus Spielberg“ bietet erwachsenen Menschen mit schwersten mehrfachen Behinderungen ein Zuhause und Unterstützung im Bereich Pflege, Betreuung, Tagesstruktur und Beschäftigung.

In einem sehr offenen Gespräch wurde die aktuelle Situation von Menschen mit schwersten Behinderungen in Zeiten der pandemiebedingten Einschränkungen in den Blick genommen und die daraus resultierenden Kritikpunkte benannt.

Gerade die fehlende Wertschätzung für Pflegekräfte, Mitarbeiter der Behindertenhilfe oder Erzieher und Erzieherinnen seitens der Politik wurde thematisiert. Schließlich zeigt die aktuelle Corona-Situation deutlich, dass die Krise in den Einrichtungen nur durch das hohe Engagement und die intensive Beziehungsarbeit der Mitarbeitenden gegenüber den Bewohnern bewältigt wird. Die dringend notwendigen unterstützenden Rahmenbedingungen, beispielsweise die Verfügbarkeit von Schutzbekleidung, die Verminderung des Fachkräftemangels, gerechte Bezahlung usw. waren und sind oftmals nicht gegeben. Hier räumte Frau Neumann-Martin Versäumnisse der Politik und Gesellschaft ein und versprach, unseren Erfahrungsbericht in die politischen Gremien einzubringen.

Neben den aktuellen Pandemiegeschehnissen wurden auch die Chancen und Möglichkeiten des neuen Bundesteilhabegesetztes (BTHG) diskutiert, im Hinblick darauf, die Teilhabebestrebungen der Bewohner/innen des Hauses Spielberg zu verbessern. Der fachliche Austausch von Frau Martin-Neumann, als ehemalige Fallmanagerin der Eingliederungshilfe und Frank Vischer, Einrichtungsleitung AWO „Haus Spielberg“, zeigte auf, dass die Diskussion und Kommunikation von Leistungsträgern und Leistungserbringern der Eingliederungshilfe zu optimieren sei.

Auch bei der Umsetzung des Teilhabegesetzes gäbe es an einigen Stellen dringenden Nachbesserungsbedarf. So können nach aktuellem Stand bestimmte individuelle Aktivitäten nicht mehr angeboten werden, da diese Leistungen nur als sogenannte „Pool-Leistungen“, also als Gruppenangebot finanziert werden. Konkret bedeutet dies für die Bewohner des „Haus Spielberg“, dass ein individuelles Treffen mit Freunden oder ein Kinobesuch nicht mehr möglich ist.

Hinsichtlich der Neubau- und Neukonzeptionspläne für das „Haus Spielberg“ zeigte sich Frau Neumann-Martin ebenfalls sehr interessiert und versprach, sich um finanzielle Unterstützung für dieses Projekt zu bemühen.

Wir bedanken uns bei Christine Neumann-Martin für ihren Besuch und das Interesse an unserer Arbeit und den Menschen vor Ort und erhoffen uns einen nachhaltig wirksamen Dialog.