Das Tollhaus in Karlsruhe öffnete am 18.03.2024 seine Türen für eine Veranstaltung, die als Katalysator für gesellschaftlichen Dialog und Reflexion diente. Unter dem Motto „Die distanzierte Mitte: Wie gefährdet ist unsere Demokratie?“ kamen an diesem Abend fast 700 Menschen zusammen, um mehr über die Ursachen der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation zu erfahren. In einer Zeit, in der die Gesellschaft mit den Auswirkungen der Pandemie, hoher Inflation, der Klimakrise und den geopolitischen Spannungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine konfrontiert ist, bot dieser Abend eine Plattform für Austausch und Reflexion.

Der Kernpunkt des Abends war die Vorstellung der „Mitte-Studie“ 2022/23 durch die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), präsentiert von Prof. Dr. Beate Küpper, die als Mitherausgeberin und Expertin für soziale Dynamiken und Konflikte, Einblicke in das Seelenleben der deutschen Gesellschaft gewährte. Die Studie untersuchte die Unsicherheiten und Verteilungskonflikte, die als Nährboden für antidemokratische Positionen und rechtsextreme Ideologien dienen können. Laut der Studie fühlt sich ein Teil der Bevölkerung nicht ausreichend von den politischen Entscheidungsträger*innen repräsentiert und zeigt eine wachsende Skepsis gegenüber dem demokratischen Institutionengefüge. Besonders besorgniserregend ist ein erschreckendes Anwachsen rechtsextremer Einstellungen in der gesellschaftlichen Mitte, angefacht durch Unsicherheit und Verteilungskämpfe.

Im Anschluss daran fand eine Diskussionsrunde mit renommierten Gästen wie Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Prof. Dr. Karim Fereidooni, Rassismus-Experte und Bildungsforscher von der Ruhr-Universität Bochum, Lehrtrainerin Layla Bürk und dem Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup statt. Moderatorin Ulrike Schnellbach tauschte sich mit ihnen über die drängendsten Fragen unserer Zeit im Hinblick auf das Thema extreme Rechte aus mit dem Fokus auf Möglichkeiten zur Stärkung der demokratischen Widerstandsfähigkeit. Die Diskussion ging über eine bloße Diagnose der Probleme hinaus und suchte nach konkreten Wegen, um den Zusammenhalt zu stärken und demokratische Werte zu verteidigen. Musikalische Beiträge von Künstler*innen wie Luam, Karen Baradaran und Selina Cifric verliehen dem Abend eine zusätzliche Dimension.

Die Veranstaltung wurde ermöglicht dank der Kooperation verschiedener Organisationen und Einrichtungen, darunter das Fritz-Erler-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Kreisverband der AWO Karlsruhe-Stadt e.V., der DGB-Bezirk Baden-Württemberg/Region Nordbaden, das Kulturzentrum Tollhaus, das regionale Demokratiezentrum des Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe,die Naturfreunde Karlsruhe, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Karlsruhe und dem Karlsruher Kind – der regionalen Elternzeitschrift.

Sie markierte den Beginn eines fortgesetzten Dialogs über die Zukunft unserer Demokratie – ein Dialog, der angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen dringender nicht sein könnte.

Weitere Informationen zur aktuellen Mitte-Studie:
https://www.fes.de/referat-demokratie-gesellschaft-und-innovation/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie-2023