Immer online, ständig erreichbar – so sieht der Alltag vieler Jugendlicher heute aus. Emojis ersetzen ganze Sätze, Nachrichten fluten das Handy, und zwischen Kettenbriefen, Likes und Gruppendruck wird Kommunikation zur Herausforderung. Im Haus der Familie trafen sich sieben Mädchen mit Eike Westenfelder, von unserer Fachstelle Medienpädagogik, zu einem zweitägigen medienpädagogischen Ferienprojekt. Anfangs noch fremd, aber durch gezielte Warm-ups und die Begleitung engagierter Fachkräfte entstand rasch eine zunehmend offene und lebendige Gruppe.

Im Zentrum stand die Frage: Wie kommunizieren wir eigentlich online – und was macht das mit uns? Die Mädchen erzählten von ihren Erfahrungen mit Cybermobbing, einer konstanten Nachrichtenflut und dem Druck, ständig reagieren und posten zu müssen. Auch das „Recht am Bild“ war Thema: Wer darf mein Foto posten – und was, wenn ich das nicht will? Besonders wichtig: Die Diskussion über die Echtheit von Chatpartnern und die Frage, wem man im Netz trauen kann.

Instagram, TikTok & Co zeigen uns perfekte Leben – doch was steckt dahinter? Gemeinsam analysierten die Mädchen den „Fake“ hinter vielen Beiträgen: Beautyfilter, inszenierte Szenen, geschönte Ausschnitte. Schnell wurde klar: Wer sich ständig mit diesen Bildern vergleicht, fühlt sich schnell unzulänglich, unbeliebt und hässlich. Das Projekt schärfte den Blick für die manipulierte Realität auf Social Media – und machte Mut, sich selbst realistischer zu sehen. Auch die Technik hinter den Kulissen wurde greifbar gemacht: Was sammelt mein Handy über mich? Welche App darf was – und warum interessiert sich eine Firma überhaupt für mein Verhalten? Anhand konkreter Beispiele untersuchten die Mädchen ihre Nutzungszeiten, App-Berechtigungen und lernten, was Begriffe wie „Algorithmus“, „Filterblase“ oder „Echokammer“ bedeuten. Dabei gab es immer wieder Aha-Momente und lange Gesichter.

Zum Abschluss wurde es kreativ: Bei einer Fotoaktion zum Thema Perspektive verwandelte sich der Boden in eine Wand, ein Geländer in eine Kletterpartie. Der Trick: Die Fotos wurden im Nachhinein um 90 Grad gedreht – und so entstand eine spielerische Reflexion über die Frage, wie leicht sich unsere Wahrnehmung täuschen lässt. Die Mädchen hatten sichtlich Spaß – und setzten das Gelernte mit Fantasie um. Zwei intensive Tage, die nicht nur lehrreich, sondern auch überraschend unterhaltsam waren. Trotz der ernsten Themen kamen alle sieben Teilnehmerinnen zuverlässig – und brachten sich engagiert ein. Auch die Kolleginnen und Kollegen nahmen neue Impulse mit. Der Tag mit Eike Westenfelder von unserer Fachstelle für Medienpädagogik war ein voller Erfolg – und ein deutliches Zeichen dafür, wie wichtig Medienbildung heute ist.

Juli 2025