Es ist durchaus ungewöhnlich, dass sich abseits von Bundestags- oder Kommunalwahlen Politiker*innen für das Leben im Pflegeheim interessieren…

Aus dem Bundestag kam Michel Brandt, Mitglied des Bundestages (MdB) und Karin Binder (langjähriges MdB und jetzige Stadträtin) – beide von der Partei DIE LINKE – und sie waren  eine erfrischende Ausnahme.

Sie  wollten einfach wissen, wie sich das Seniorenzentrum Hanne-Landgraf-Haus als ältere Einrichtung in der aktuellen Pandemie aufstellt. Sie wollten wissen, wie sich di e Bewohner*innen in diesen extrem fordernden Zeiten fühlen. Aber natürlich auch, wie es um die Situation der Beschäftigten bestellt ist, wie die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege vor Ort sind und allgemein, „wo-uns-der-Schuh-drückt“.

Da gab es für Einrichtungsleiter Oliver Deppendorf und Pflegedienstleiter Rainer Malaschitz viel zu berichten.

Zwei Menschen mit Mundschutz stehen vor einem Schild auf dem steht Seniorenzentrumm Hanne-Landgraf-Haus

Angefangen von den vielen „Papieren“ mit Vorgaben aus Sozialministerium, Heimaufsicht, Gesundheitsamt und der Notwendigkeit, recht kurzfristig zu informieren und zu reagieren. Für ein knapp 100- Betten- Haus mit zahlreichen Angehörigen durchaus eine Herausforderung. Insbesondere dann, wenn Vorgaben am Folgetag teilweise verändert werden. Hilfreich war und ist  auf jeden Fall die besondere Lage der Einrichtung mit zwei Gartenteilen und der Möglichkeit, am Hause fünf Begegnungspunkte einzurichten. Dazu Skypen auf zahlreichen Laptops, Telefonieren – alle Möglichkeiten wurden genutzt, um eine schmerzliche Isolation von Bewohner*innen verantwortungsvoll zu „durchbrechen“.

Zufrieden hörten die beiden Gäste, dass der Mindestlohn bei der AWO Karlsruhe gemeinnützingen GmbH kein Thema ist, da die AWO Karlsruhe ihre Mitarbeiter*innen nach Tarifvertrag in Anlehnung an den TvöD bezahlt, dass die Einrichtung erfolgreich mit Migrant*innen arbeitet und dass die 5-Tage- Woche in der Altenpflege bei uns bald 30 Jahre besteht.

Gemeinsame Verwunderung herrschte zum Thema Bürokratisierung: zusätzlich zu zahlreichen Kontrollinstanzen erfordert das neue System der Qualitätsindikatoren die Eingabe einer Unmenge von Daten. Dazu Schulungen, Dokumentationsprogramme, Hardware … Vor allem: Zeit, die den Bewohner*innen in der direkten Pflege abgeht.

Ein kleiner, „maskierter“ Hausrundgang rundete den Besuch ab und auf Seiten der Einrichtung blieb der Eindruck, dass es auch Politiker*innen gibt, die zuhören können und sich ernsthaft für Probleme vor Ort interessieren.