Berlin, 12. November 2025. Zum bundesweiten Aktionstag Suchtberatung, der am 13.11.2025 unter dem Motto „Sucht betrifft uns alle – Hilfe auch!“ stattfindet, macht die AWO auf die zentrale Bedeutung der Suchtberatungsstellen aufmerksam. Dazu erklärt Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt:
„Fast 10 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Abhängigkeitserkrankung betroffen – quer durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten. Sucht ist kein Randthema, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“
Die rund 1.400 Suchtberatungsstellen in Deutschland – darunter auch Einrichtungen der AWO – bieten kostenlose und auf Wunsch anonyme Hilfe an. Sie sind zentrale Anlaufstellen für Menschen in Krisen, leisten Prävention und vermitteln in weiterführende Hilfen. Ein wichtiger Bestandteil der Suchthilfe ist auch die Suchtselbsthilfe: Sie bietet Raum für Austausch, Stabilisierung und gegenseitige Unterstützung – und trägt wesentlich zur gesellschaftlichen Entstigmatisierung bei.
„Unsere Beratungsstellen sind Orte der Stabilisierung, der Hoffnung und der Veränderung“, so Sonnenholzner. „Doch vielerorts kämpfen sie ums Überleben. Wenn Hilfen aufgrund von Mittelkürzungen zurückgefahren werden, drohen Betroffene durchs Raster zu fallen. Wer Hilfe sucht, muss sie auch bekommen – ohne Stigma, ohne Hürden.“
Die gesellschaftlichen Folgekosten allein durch Alkohol belaufen sich auf rund 40 Milliarden Euro jährlich. Gleichzeitig verschärfen sich suchtbezogene Problemlagen: In städtischen Drogenszenen nehmen Konsum und Risiken durch Crack und Fentanyl zu, während in ländlichen Regionen der Zugang zu Hilfe oft durch große Entfernungen erschwert ist.
Sonnenholzner weiter: „Wenn Alkohol als Teil deutscher Kultur bezeichnet wird und über eine Million Euro Steuergeld in die Bewerbung von deutschem Wein fließen sollen, dann ist das ein Schlag ins Gesicht all jener, die unter den Folgen einer Substanzkonsumstörung leiden. Alkohol ist ein Zellgift – und kein Kulturgut. Wir brauchen endlich einen Kulturwandel im Umgang mit Sucht und eine Politik, die Gesundheit schützt.“
Die AWO fordert:
- Verlässliche und gesetzlich abgesicherte Finanzierung der Suchtberatung als Teil der Daseinsvorsorge
- Stärkung der Prävention, insbesondere für Kinder, Jugendliche und gefährdete Gruppen
- Entstigmatisierung von Suchterkrankungen durch Aufklärung und gesellschaftliche Anerkennung
- Zugang zu Hilfe für alle, unabhängig von Wohnort, sozialem Status oder Konsumform
Der Aktionstag wird von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) initiiert, in der die AWO als Mitglied aktiv mitwirkt.
Quelle: awo.org/pressemeldung/awo-aktionstag-suchtberatung-2025/