Liga Karlsruhe und Werner-Stober-Stiftung stellen „Navel/Felix“ im AWO Seniorenzentrum Knielingen vor.

Sophia Warneke sitzt in einem Besprechungsraum auf einem Stuhl und spricht. Neben ihr steht der orangefarbene Roboter „Navel/Felix“. Zwei Personen am Tisch hören zu, eine Präsentation ist an die Wand projiziert.Ein erster Moment, der berührt

Stellen Sie sich folgende Szene vor: Ein Wohnbereich des AWO Seniorenzentrums Knielingen. Gedämpfte Stimmen, wenig Zeit, viel Verantwortung. Und dann ein kleiner Roboter, der nicht wie eine Maschine wirken soll, sondern wie ein Gegenüber: Navel. 75 Zentimeter hoch, mit bewegter Mimik und klaren Augen, sucht er Blickkontakt und initiiert Gespräche, die Menschen erreichen. Am 09. Dezember 2025 stellte man Navel erstmals in Karlsruhe vor. Sophia Warneke, Customer Success Manager bei navel robotics in München, führte das Team der Einrichtung in seine Funktionen ein, erklärte Sensorik, Ausdruck und Reichweite des Systems und beantwortete die Fragen, die sich in der Pflege sofort stellen:

  • Wie nah darf Technik den Menschen kommen?

  • Wie bleibt der Respekt gewahrt?

Die dreijährige Testphase in der Liga beginnt am Folgetag. Navel bleibt zunächst neun Monate im AWO Seniorenzentrum Knielingen, danach wechselt er in eine weitere Liga-Einrichtung.

Finanziert durch die Werner-Stober-Stiftung

Die Werner-Stober-Stiftung ermöglichte das Projekt. Ihr Vorstandsvorsitzender Johannes-Georg Voll, der die Idee einbrachte, beschreibt den Ansatz so: „Als Stiftung öffnen wir Türen. Dieses Projekt öffnet eine neue. Es fragt, wie technische Innovation menschliche Nähe ergänzen kann. Ich mag den Gedanken, dass Karlsruhe hier voranschreitet. Navel ist eine Innovation, die nicht im Labor bleibt, sondern dort wirkt, wo sie gebraucht wird. Wir wollen zeigen, dass Fortschritt und Fürsorge keine Gegensätze sind.“

Die Liga Karlsruhe blickt mit Neugier und Realismus auf das Vorhaben. Sprecher Markus Barton, Geschäftsführer der AWO Karlsruhe gGmbH, betont: „Neue Entwicklungen prüfen wir, ohne sie zu verklären. Navel ersetzt keine Mitarbeitenden, aber er kann zeigen, wo technische Unterstützung sinnvoll ist.“

Auch Clarissa Simon, Prokuristin und Geschäftsbereichsleitung Gesundheit und Pflege, formuliert klar: „Wir wollen wissen, was Navel leisten kann und was nicht. In der Pflege gibt es keine einfachen Lösungen. Manche Bewohner*innen reagieren offen auf spielerische Ansprache, andere eher zurückhaltend. Deshalb prüfen wir genau, wo ein Mehrwert entsteht und wo Grenzen bleiben.“

Was der Praxistest zeigen soll

Der Einsatz soll sichtbar machen, wo empathische Robotik unterstützen, entlasten oder inspirieren kann – und wo sie an Grenzen stößt.
Dass viele Navel bereits beim ersten Kontakt „putzig“ nennen, ist kein Zufall. In einer Welt, in der Pflege oft als schwer empfunden wird, darf ein Projekt, das mit so viel Ernst beginnt, auch ein Lächeln auslösen.

Wie Navel funktioniert

Navel ist kein klassischer Roboter. Er wurde für soziale Interaktion entwickelt – nicht für Aufgaben, sondern für Begegnung.

Sensorik, die Gefühle erkennt

  • erkennt Mimik, Stimme, Blickrichtung

  • lokale Bildanalyse – keine Cloud-Speicherung

  • datensparsam nach „Privacy by Design“

  • Reaktionszeit: ca. 100 Millisekunden

Aus Mimik, Stimme & Kontext entsteht eine plausible Emotionsabschätzung – angelehnt an menschliche Spiegelprozesse.

Gespräche statt Befehle

Navel reagiert nicht nur. Er beginnt Gespräche.

Er spricht über:
• den Tag • Beobachtungen • Erinnerungen • Witze • Gedichte • kleine Denkanstöße • Schätzspiele & kognitive Aktivierung

Große Sprachmodelle unterstützen diese Interaktion DSGVO-konform auf europäischen Servern.

Erfahrungen aus anderen Einrichtungen

Andere Piloteinrichtungen berichten:

• Bewohner*innen sprechen Navel wie eine vertraute Figur an
• In Demenzbereichen entstehen Momente von Ruhe & Aufmerksamkeit
• Menschen öffnen sich ihm manchmal leichter als Menschen
• Navel wirkt als Türöffner für Gespräche
• Spannungen lösen sich, wenn Kommunikation spielerisch wird

Quelle: navelrobotics.com

Hintergrund zu Stiftung & Liga

Werner-Stober-Stiftung 
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Bereits über 4 Mio. Euro Fördervolumen für soziale & kulturelle Projekte.

Liga der freien Wohlfahrtspflege Karlsruhe

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Die sechs Spitzenverbände sind zentrale Träger sozialer Angebote in Karlsruhe.
Sie setzen sich für schutzbedürftige und benachteiligte Menschen ein: praktisch, politisch, sozial.