Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich in den Faschingsferien einige Mädchen unserer Flexiblen Ambulanten Erziehungshilfe 1 (FAE1), um gemeinsam den Weltfrauentag zu feiern – und dabei etwas zu erleben, das weit über einen schönen Ferientag hinausging. Das FAE1-Team hatte zum Raclette-Essen an einen liebevoll gedeckten Tisch eingeladen. In Gemeinschaft essen – das klingt selbstverständlich, ist es aber für viele der Mädchen nicht. Für manche bedeutet es, zum ersten Mal willkommen zu sein – einfach so, ohne etwas leisten zu müssen. Allein das Zusammensitzen, Reden und Lachen öffnet einen Raum, in dem Vertrauen wachsen kann.

Solche Räume gehören zum pädagogischen Kern der Arbeit der FAE1: geschützte Situationen zu schaffen, in denen junge Menschen sich als selbstwirksam erleben können – als jemand, der zählt, gehört wird, Teil ist. Die Erfahrung, dass Beziehung nicht an Bedingungen geknüpft ist, steht dabei im Mittelpunkt.

Nach dem gemeinsamen Essen ging es spielerisch, aber mit Tiefgang weiter: Ein Quiz zum Internationalen Frauentag stellte Fragen wie „Wann durften Frauen in Deutschland erstmals wählen?“, „Wo dürfen Mädchen heute noch nicht zur Schule gehen?“ oder „Wie erkenne ich Benachteiligungen in meinem Alltag?“. Ziel war nicht Belehrung, sondern ein neugieriger, offener Zugang. Unser pädagogischer Anspruch: nicht mit erhobenem Zeigefinger arbeiten, sondern Interesse wecken, Selbstreflexion anstoßen – und letztlich Handlungsspielräume sichtbar machen.

Dann wurde es ruhiger, konzentrierter. Die Mädchen gestalteten Collagen – jede für sich und doch verbunden durch zentrale Fragen:

  • Was bedeutet Gleichberechtigung für dich?
  • Was sind deine Stärken?
  • Was heißt es für dich, ein Mädchen zu sein?

In diesen Momenten wird deutlich, worum es bei der FAE1 eigentlich geht: den Mädchen einen sicheren Raum zu geben, in dem sie sich ausdrücken können – jenseits von Druck, Erwartungen oder gesellschaftlichen Zuschreibungen. Hier dürfen sie laut sein oder leise, zweifeln oder sich zeigen. Es geht nicht darum, „stark gemacht“ zu werden. Es geht darum, die eigene Stärke überhaupt erst entdecken zu dürfen.

Zum Abschluss bekam jede eine Rose mit einem wertschätzenden Spruch. Auch das keine Nebensache, sondern ein bewusst gesetztes Zeichen: Du bist wichtig. Du wirst gesehen. Du bist nicht allein.

März 2025