Erwachsene Einwander*innen und ihre Familie können sich von unserer Migrationsberatung (MBE) unterstützen lassen. Leider wird Zuwanderung häufig kritisch gesehen, es gibt viele Ängste und Vorurteile. „Wir möchten mit einer Serie aus verschiedenen Beitragen, auf die Lebensrealitäten der Menschen aufmerksam machen, für Toleranz und Menschlichkeit werben und auch die Bereicherung für unsere Gesellschaft verdeutlichen“, betont Miriam Karl, Leiterin der MBE. Beginnen wir die Serie mit einem Blick auf die Arbeit mit der größten Zuwanderungsgruppe in Karlsruhe. Das sind Menschen aus EU-Mitgliedsstaaten in Südosteuropa. Hierzu zählen insbesondere Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Kroatien. Die Zuwanderungsstatistik der Stadt Karlsruhe spiegelt sich auch in der Arbeit der MBE wieder. Das häufigste Herkunftsland der Klient*innen war 2021 Rumänien. Dabei handelt es sich nicht um einen neuen Trend. Auch in den vergangenen fünf Jahren waren Staatsangehörige dieses südosteuropäischen Landes immer die größte oder zweitgrößte Klient*innengruppe. Und mit Bulgarien (Platz 3) und Kroatien (Platz 10) sind zwei weitere südosteuropäische EU-Mitgliedstaaten unter den „Top 10“ der häufigsten Herkunftsländer.

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Der Familie eine bessere Zukunft ermöglichen

„Die Daten aus der Karlsruher Zuwanderungsstatistik sind ein Beleg dafür, dass die Klient*innen den Weg in die Beratungsstelle finden“, sagt Miriam Karl. Dabei kommen dem Team der MBE sicherlich auch die vielfältigen Sprachkenntnisse zugute. Gleich zwei Fachkräfte der MBE sprechen rumänisch, darüber hinaus gibt es jeweils eine Kollegin, die Kroatisch/Serbisch/Bosnisch spricht und eine mit bulgarisch-Kenntnissen. „Eine fachlich qualifizierte und muttersprachliche Beratung haben den Vorteil, dass Zugangsbarrieren für neu zugewanderte Menschen abgebaut werden können“, betont Barbara Mehnert, Geschäftsbereichsleitung Jugend und Soziales. Das spricht sich auch in der Community herum. Der wichtigste Zugangsweg in die Beratungsstelle ist daher die Empfehlung durch Freund*innen und Bekannte, aber auch durch andere soziale Träger oder Behörden. Doch aus welchen Gründen ziehen diese Menschen eigentlich nach Karlsruhe und wie kann sie die Migrationsberatung unterstützen? Das liegt daran, dass in etlichen Bereichen Arbeitskräfte dringend gesucht werden und die Löhne in den Herkunfts-Staaten häufig nicht ausreichen, um eine Familie zu ernähren. „Oft hören wir, dass unsere Klient*innen sich und ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen möchten und dies der Hauptgrund für die Migration war“, so Maria Baumgartner, Sozialarbeiterin aus dem Team der MBE. Hinzu kommt, dass die Migration innerhalb der europäischen Union vergleichsweise einfach ist, denn für Migrant*innen aus der EU bestimmt in der Regel das Freizügigkeitsgesetz den Aufenthalt, während bei Drittstaatsangehörigen das Aufenthaltsgesetz entscheidet.

Prekäre Arbeits- und Wohnverhältnisse erschweren den Start

Die Wahl auf Karlsruhe fällt oft, weil hier bereits Angehörige oder Bekannte leben, insbesondere bei Familien mit nachziehenden Ehepartnern und Kindern. Obwohl gerade der Anfang in einem neuen Land häufig schwer ist – man denke nur daran, in der Fremde eine neue Wohnung suchen zu müssen, sich mit der Arbeitssuche zu beschäftigen, einen eigenen Freundeskreis aufzubauen u.v.m. – entscheiden sich die Menschen diesen Schritt zu gehen. Schwierigkeiten ergeben sich vor Ort. Was u.a. an den prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen, der Ausbeutung, fehlenden Sprach- und Systemkenntnissen und Zugangshürden zu bestimmten Sozialleistungen liegt. Die Beratungsthemen sind dementsprechend vielfältig und komplex, was zu langen Beratungsprozessen führt.

Umfassende Beratung für alle Lebensbereiche

Die MBE unterstützt die Klient*innen beispielsweise bei der Kommunikation mit Behörden, bei der Anmeldung der Kinder in Schule und Kindergarten, bei Fragen zum Aufenthaltsrecht oder bei der Antragstellung von Sozialleistungen. Darüber hinaus geht es in der Beratung auch um die Themen Sprachkurssuche, Schulden, Wohnungssuche oder bei Problemen der gesundheitlichen Versorgung. Die Mitarbeiterinnen der MBE verfügen neben, relevanten Sprachkenntnissen und sozialpädagogischen Kenntnissen, auch über große Kompetenzen im Bereich Sozialrecht und Ausländerrecht, Zusatzqualifikationen in den Bereichen interkulturelle Kompetenzen, systemische Beratung, Traumapädagogik und der Methode des Case Management. Dadurch wird, auch in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in Karlsruhe, eine umfassende und auf den Einzelfall abgestimmte Beratung angeboten.

Beratungszahlen 2021:

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 676 Klient*innen aus über 70 verschiedenen Ländern sowie fast ebenso viele mit beratene Familienangehörige erreicht. Ungefähr zwei Drittel der Klient*innen sind weiblich, der Großteil zwischen 27 und 45 Jahren. Die häufigsten Herkunftsländer sind Rumänien, Syrien, Bulgarien, Kamerun, Eritrea, Türkei, Russland, Irak, Nigeria, Indien und Kroatien. In den vergangenen zwölf Monaten fanden insgesamt über 2700 Beratungsgespräche persönlich, telefonisch, per Mail oder Videotelefonie statt, was im Vergleich zum Jahr 2020 als bisherigem Rekordhalter (1500 Beratungsgespräche) nochmal ein deutlicher Zuwachs ist.

 

Teil 2: Was macht unsere Migrationsberatung: Menschen aus dem Westbalkan
https://www.awo-karlsruhe.de/aktuelles/steigende-anfragen-bei-migrationsberatung-von-menschen-aus-den-westbalkanstaaten/

Teil 3: Was macht unsere Migrationsberatung: Integrationskurse>
https://www.awo-karlsruhe.de/aktuelles/teil-3-der-serie-wie-arbeitet-unsere-migrationsberatung/

 

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